Ability – Ableismus und Barrieren

Was ist Ableismus?

Ableismus – aus dem Englischen to be able (= fähig sein) – bezeichnet die Abwertung und strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Beim Ableismus geht es darum, wie nicht-behinderte Menschen das Leben von Menschen mit Behinderung bewerten, welche Bilder und Stereotypen sie im Kopf haben, wenn sie an behinderte Menschen denken. Es geht aber auch um die Barrieren , die die Gesellschaft schafft und aufrechterhält. Menschen werden durch die Gesellschaft behindert. Einige Menschen bezeichnen sich deshalb als „von Ableismus Betroffene*r“, als „Behinderte*r“, oder „Mensch mit Behinderung“. Quelle: https://fightableism.noblogs.org/about/selbstbeschreibung/)

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Ein Flyer über Ableismus – Warum dieser Flyer?

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Ableismus ist allgegenwärtig und auch die Klimagerechtigkeitsbewegung ist nicht frei davon. Dabei braucht Ableismus keine Intention, sondern kann auch unabsichtlich reproduziert werden.
Dieser Flyer soll zur Selbstreflexion eigener Denkmuster und Verhaltensweisen anregen und dich bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Ableismus unterstützen.
Wir sind alle in einem ableistischen System sozialisiert und daher braucht es Reflexion, um sich antiableistisch verhalten zu können.

Von wem an wen ist dieser Flyer?

Dieser Flyer wurde von disabled (Menschen mit Behinderung) und non-disabled (Menschen ohne Behinderung) Menschen erstellt und richtet sich explizit an non-disabled Menschen.

  • Checke deine Privilegien: Sei dir bewusst, dass du aufgrund deines non-disabled Körpers mehr Privilegien hast als andere Menschen.
  • Wenn Erfahrungsberichte über Ableismus geteilt werden, höre zu. Frage nicht drängend nach, wenn eine Person nicht teilen mag. Das kann retraumatisierend sein.
  • Wenn du auf ableistisches Verhalten hingewiesen wirst, reagiere nicht mit Abwehr, sondern nimm die Kritik an und versuche aus der Situation zu lernen. Beurteile nicht den Ton in dem die Kritik angebracht wird. Es kostet oft viel Überwindung, Kritik zu äußern und häufig müssen Betroffene selbst auf ableistisches Verhalten hinweisen. Mache daher auch keine überschwänglichen oder rechtfertigenden Entschuldigungen.
  • Ändere deinen Ton nicht, wenn du mit Menschen mit Behinderung redest. Behandle sie auch nicht wie Kinder oder so, als ob sie bemitleidenswert wären oder geschont werden müssten.
  • Reflektiere deine Sprache. Behindert ist kein Synonym für Scheiße, sondern eine neutrale Selbstbezeichnung für Menschen mit Behinderung. Benutze daher das Wort nur in diesem Kontext und keinem anderen. Verwende keine Euphemismen. Menschen mit Behinderung sind nicht besonders oder haben besondere Bedürfnisse. Verwende keine ableistischen Wörter oder Redewendungen, auch nicht als Beispiel.
  • Übernimm die gewählte Selbstbezeichnung der betroffenen Person, wenn sie dir bekannt ist.
  • Frage Menschen mit Behinderungen, die du nicht kennst oder gerade erst kennengelernt hast, nicht, warum sie eine Behinderung haben. Das geht dich erstens nichts an und ist zweitens eine persönliche Frage die retraumatisierend sein kann.
  • Es gibt auch nicht sichtbare Behinderungen – beachte dies mit.
  • Unterlasse Heroisierungen. Sätze wie: „Wie mutig, dass du hier bist“, sind verletzend und bewirken eher nicht, dass die betroffene Person sich als gleichwertigen Teil der Gemeinschaft fühlt.
  • Menschen mit Behinderung sind keine Inspirationsquelle nach dem Motto „Wenn er*sie das kann, kann ich das auch“ – klar kannst du von Menschen mit Behinderung inspiriert sein aber eben nicht trotz oder wegen ihrer Behinderung!
  • Bevormunde nicht. Lass Sätze wie z.B. „Ich glaube die Strecke schaffst du nicht“ sein. Gib eine realistische Einschätzung der Strecke und lasse die Person selbst entscheiden.
  • Hab kein positives Mitleid. Auch mitleidige Blicke sind verletzend und scheiße. Ein Leben mit Behinderung ist lebenswert!
  • Begehe keinen non-disabled Saviorism. Gemeint ist damit, dass non-disabled Menschen Menschen mit Behinderungen ihre Hilfe aufdrängen, ungefragt helfen wollen wo keine Hilfe benötigt wird oder sich durch die vermeintlich geleistete Hilfe besser fühlen. Wenn du das Gefühl hast, es könnte Hilfe gebraucht werden, frag einmal nach und akzeptiere ein Nein!
  • Bei Aktionen und im Camp sollte ein Raum entstehen, in dem Menschen die Möglichkeit haben, ihre Bedürfnisse zu äußern. Wenn du helfen möchtest, setz dich zum Beispiel dafür ein.
  • Habe Barrieren auf dem Schirm, sprich Personen vor Ort darauf an und setze dich dafür ein, dass diese abgeschafft werden, wie z.B. das Fehlen von barrierefreien Toiletten.
  • Sprich nicht für/über Aktivisti mit Behinderung, sondern mit! Z.B. Wenn du eine Person beim Rolli schieben ablösen möchtest, sprich mit der Person im Rollstuhl zuerst und frage, ob es für sie okay ist.

Diesen Flyer gelesen zu haben ist das Mindeste, aber erst nur ein kleiner Schritt. Wir lernen alle dazu. Unser Anliegen ist es, Bewusstsein für ableistische Verhaltensmuster zu schaffen und Veränderung anzustoßen! Du findest dich in einem oder mehreren Punkten wieder? Oder findest den Flyer voll übertrieben, weil du schon alles über Diskriminierung weißt? Das ist (sehr wahrscheinlich) nicht der Fall!

Wir sind alle ableistisch sozialisiert und machen Fehler, sich das einzugestehen, kann unangenehm sein. Wichtig ist, dein Verhalten zu hinterfragen, auf deine Aussagen zu achten und es besser zu machen!

Unter anderem hier gibt es weitere Informationen:

Bücher
Behindert und Stolz: Warum meine Identität politisch ist und Ableismus uns alle etwas angeht; Luisa Laudace (2022);
Wie kann ich was bewegen? Die Kraft des konstruktiven Aktivismus; Raul Krauthausen, Benjamin Schwarz (2021)

Podcast
im Aufzug, echt behindert, Rampe? Reicht!, die neue Norm, all inclusiv, from the throne, sit the f*CK down“

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