Ende
Gelände
2022


Basta de Carbón. ¡Protejamos el Clima!

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Aktionsbericht Ende Gelände 2021

In diesem Sommer haben wir mit EG einiges Neues gewagt. Ein neues Hauptaktionsziel, ein neuer thematischer Fokus, noch stärkere internationale Einbettung der Aktion und den Anspruch, antikoloniale und antirassistische Kämpfe sowie den Abbau von Barrieren sichtbarer zu machen. Im Vorbereitungsprozess haben wir gemerkt, wie anstrengend und aufreibend eine solche Neuausrichtung für unser Bündnis und unsere AG Arbeit zeitweise sein konnte. Jetzt, gut vier Wochen nach der Aktion, sind wir als AG zunächst erstmal glücklich, dass wir diese Schritte gewagt haben. Auch wenn (wie immer) nicht alles nach Plan verlief, so haben wir am Ende Gelände Aktions-Wochenende erneut gezeigt, dass wir dem fossilen Kapitalismus etwas entgegenzusetzen haben: Bildstarke Aktionen, stabile Pressearbeit und vor allem Erfahrungen kollektiver und solidarischer Selbstermächtigung für einige tausend Menschen. Another world is possible! Ausgehend von einem großartigen Camp, welches dieses Jahr explizit für alle Menschen zugänglich sein sollte, haben wir gelebte Widerständigkeit auf die Strasse und auf das Wasser getragen. Neben den 2.000 Aktivist*innen in Brunsbüttel und einigen Hundert Aktivist*innen in Hamburg, einem wie schon erwähnt großartigen Camp und Bettenbörse, gab es an dem Wochenende auch mehrere tausende Menschen, die weltweit gegen Gas aktiv waren. Der gemeinsame Kampf gegen Gas hat diese internationale Zusammenarbeit notwendig und möglich gemacht. Eine genaue Auswertung der Aktion steht auch bei uns in der AG noch aus, aber wir wollen mit euch hiermit schon mal einige Eindrücke teilen und zusammenfassen, was wann wie wo passiert ist.

Als AG waren wir sehr geflashed von vielen tollen Momenten: als sich ab Donnerstag das Camp füllte, als am Freitag die internationale Soli-Aktion auf dem Camp gemacht wurde, die Finger am Samstag morgen das Camp im Rauch verliessen, als mit den Fähren der Nord-Ostsee-Kanal überquert und nachmittags dann von einer Kleingruppe für einige Stunden blockiert wurde, als bekannt wurde, dass erste Schienen besetzt waren und als in Hamburg eine kraftvolle Sponti die Straßen einnahm. Schon jetzt haben wir viele Rückmeldungen von lokalen und auch überregionalen Anti-Gas-Initiativen bekommen, die begeistert von der Schlagkraft dieser Aktion sind. An dem Wochenende haben wir gezeigt, dass wir nicht nur kein Bock auf das geplante LNG-Terminal haben, sondern dass der gesamte fossile Chemiepark und das dazugehörige neokoloniale ausbeuterische System abgeschafft werden muss.

Fotos der Aktionen findet ihr auf unserem Flickr-Account.

Hier ein kleiner chronologischer Abriss der Aktionen in Hamburg und Brunsbüttel

Sonntag (25.7.) – Campaufbau

Hamburg: Die Vorbereitung der Aktion in Hamburg liefen auf Hochtouren – die letzten Räume konnten organisiert werden, Anmelder*innen fanden sich, und immer mehr zeichnete sich ab, dass die Supportstrukturen pünktlich zur Aktion stehen!

Brunsbüttel: Nachdem auch in diesem Jahr sich die Campflächensuche als wahrlich herausfordernd dargestellt hatte, konnte die Camp-AG und der Anmeldesupport in letzter Sekunde den Bürgerpark Brunsbüttel klarmachen und mit ein wenig zeitlicher Verzögerung, dafür mit umso mehr Energie, in den Campaufbau starten.

Donnerstag (29.7) – Ankommen & Vorbereiten

Hamburg: Hier kamen die ersten Menschen für die Bettenbörsen an, der Info-Punkt in der Uni öffnete und Abends fand ein spannendes Internationales Infopanel „Von Vaca Muerta und Texas nach Brunsbüttel – der dreckige Weg des Frackinggases zu uns“ statt, welches hier nachzuschauen ist. Paralell fand ein Vortrag über Kolonialismus statt.

Brunsbüttel: Auch in Brunsbüttel füllte sich das Camp und immer mehr Menschen reisten an.

Freitag (30.7) – Tag des globalen Aktionstags

Hamburg: Nach einem Aktionsplenum und Trainings in der Stadt, waren bei der Fingeraufstellung der Antikolonialen Attacke leider nicht so viele Menschen wie erwartet. Nach einigen Plena wurde sich deshalb entschieden, am Samstag zu zwei Demos zu mobilisieren.

Brunsbüttel: Hier passierte am Freitag das meiste auf dem Camp. Aktionsvorbereitungen, Aktionsplena, letzte Bezugsgruppenfindung und dann die Fingeraufstellung mit anschließender Soli-Aktion für den globalen Aktionstag gegen Gas #worldagainstfracking ging steil. Das Camp wurde irgendwann so voll, dass allen Anreisenden empfohlen wurde stattdessen nach Hamburg zu fahren. Nachdem die Infos aus Hamburg im Camp ankamen, überlegten viele Aktivist*innen abends noch spontan nach Hamburg zu fahren, um sich dem Finger dort anzuschließen. Nach etwas Hin und Her und der Entscheidung aus Hamburg entschieden sich dann viele in Brunsbüttel zu bleiben.

Samstag (31.7) – Aktionen in Stadt und Land

Hamburg: Mit viel Power startete um 12 Uhr am Bahnhof Neuwiedenthal die Demo gegen neokoloniale Ausbeutung. Zu dieser Demo fuhren auch einige Aktivist*innen in der frühen Morgenstunde vom Camp nach Hamburg, um sich dort der Demo anzuschließen. Mit einigen hundert Menschen und staken Reden zog die Demo kraftvoll durch die Straßen in der Nähe des stillgelegten Steinkohlekraftwerk in Moorburg und bot Raum für Austausch und BIPoC-Vernetzung. Anschließend gab es nachmittags noch eine Zubringer-Sponti in Altona, um sich der “#BringBackTheTent”-Kundgebung anzuschließen und damit die Kämpfe geflüchteter Menschen zu unterstützen. Unter dem Motto „Decolonial self-defense“ wurde die antikoloniale Attacke in Hamburg auch direkt zur Zielscheibe der Bullerei, wogegen sich die Aktivist*innen entschlossen wehrten. Nach einiger Zeit konnte die Sponti dann auch los und stabil wie noch nie zur Kundgebung laufen.

Brunsbüttel: Als erstes startete der pinke Finger aus dem Camp und lief zur nördlichsten Fähre, um dort den Nord-Ostsee-Kanal zu überqueren. Nachdem dies problemlos klappte, wurde der Finger auf der anderen Seite von einem massivem Polizeiaufgebot empfangen. Trotz allem lief der Finger entschlossen weiter Richtung Chem-Coast-Park und setzte sich davor auf die Schienen der Bahn, welche die Güter des Parks, vor allem vom Düngemittelhersteller Yara, heraustransportiert. Während der Schienenbesetzung wurde der Pinke Finger in zwei Teile getrennt. In beiden Teilen wurde jeweils die Schiene für den ganzen restlichen Tag besetzt. Kurze Zeit nach dem pinken Finger startete der rote Finger aus dem Camp und gelang problemlos mit der südlichtsen Fähre auf die andere Seite des Nord-Ostsee-Kanals. Dort angekommen, wartete auch hier viel Polizei die den Finger auf dem weiteren Weg in den Chem-Coast-Park begleitete. Nachdem ein Ausbruchversuch des Fingers bei Covestro von der Polizei mit Fäusten und Pfefferspray verhindert wurde,entschied sich der Finger weiterzugehen und wurde dabei immer wieder von der Polizei willkürlich aufgehalten. Eine Demo bis zum Werkstoreingang des Yara-Hafens, wurde auch hier von der Polizei willkürlich gestoppt. Nach langen Deli-Plena entschied sich der Finger dann gegen Nachmittag wieder auf die andere Kanalseite zu gehen, um sich dort dem Gelben Finger und der Blockade der Schiene von Sasol anzuschließen. Die Polizei versuchte auch das zu verhindern, wogegen sich der noch immer noch hoch motivierte Finger jedoch durchsetzen konnte. Auf der Westseite angekommen, gestaltete sich die Unterstützung von Gelb ein bisschen tricky, weil der rote Finger in einer unübersichtlichen Situation erst falsch abbog. Anschließend konnte sich jedoch gesammelt werden und die Aktivist*innen entschieden selbstbestimmt, dass einige die Blockade von Gelb weiterhin unterstützen wollen [diesmal erfolgreich :)] und andere, dass sie den Aktionstag mit der Rückkehr zum Camp beenden wollen. Der Gelbe Finger startete als drittes am Morgen und lief Richtung Fähre. Im strömenden Regen zeichnete sich nach einigen Kilometern geringer Begleitung der Cops ab, dass diese genau auf dem barrierearmen Zugang zu den Schienen positioniert waren. Der Finger ließ sich davon nicht aufhalten. Während die super stabile FLINTA* erste Reihe die Cops wegschob, gelang es dem hinteren Teil des Fingers auf die Schienen vorzustoßen. Die Cops gaben Sekunden später auf und der gesamte Finger konnte die einzigen Schienen der Bahn des Erdöl- und Chemie Industrieunternehmens Sasol besetzen. Während ein Teil sogar über Nacht bis Sonntag in der Blockade blieb, lief der andere Teil abends ins Camp zurück. Der blaue Finger blockierte am Nachmittag mit Kajaks den Nord-Ostsee-Kanal für mehrere Stunden. Die Aktivist*innen wurden nach einiger Zeit gewaltsam von der Wasserschutzpolizei geräumt.

Sonntag (1.8) – Gelb zurück & Blau aus der Gesa

Hamburg: Hier gab es erste Auswertungen und einen gemeinsamen Ausklang.

Brunsbüttel: Der gelbe Finger, der die Nacht auf der Schienenblockade geblieben ist, entschloss sich am Morgen geschlossen ins Camp zurück zu gehen. Auf dem Rückweg machte Gelb eine Soli-Demo für alle Klimaaktivist*innen des Globalen Südens, die wegen ihrem Einsatz verfolgt und ermordet werden. Alle in Gewahrsam genommenen Aktivist*innen des blauen Fingers wurden am Sonntag aus der Gesa gelassen.

Montag 02.08. – Mitte der Woche | Nachbereitung und Campabbau

Hamburg: Abreise der Aktivist*innen

Brunsbüttel: Nach einem wunderschönen Abend auf dem Camp, wo wir als Bündnis seit langem einmal wieder zusammen getanzt haben, fanden in den Folgetagen Gespräche mit Bäuer*innen statt, deren Flächen von Aktivist*innen betreten wurden. Hierbei sind wir gut auseinander gegangen und haben Umgangswege gefunden, die für alle Parteien gut gepasst haben. Last but definitiv not least wurde der Campabbau, mit dem am Sonntag begonnen wurde bis mitte der Woche beendet und wir konnten alle gut aus Brunsbüttel abreisen.